Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2019 wünscht Slow Food Deutschland.

Liebe Slow-Food-Mitglieder,

2018 neigt sich dem Ende zu und damit ein wahrhaft hitziges Jahr. Wir haben den Jahrhundertsommer sowie Vertrauenskrisen und Ausschreitungen, Debatten und Debakel erlebt. Es ging bewegt her, an der gesellschaftlichen Basis sowie auf der politischen Bühne. Vieles davon ließ meinen wachsamen Geist verunsichert und teils sprachlos zurück. Daher ist mir ein Moment des Innehaltens und der Reflektion zwischen den Jahren sehr willkommen. Eines aber kann ich schon jetzt versichern: Dem neuen Jahr blicke ich mit Zuversicht und Tatendrang entgegen. Ich sage Ihnen warum: Aufgrund meiner Erfahrungen und Erlebnisse in einem weiteren Jahr mit und bei Slow Food.

Für Slow Food war es ein Jahr des Wachstums und des Knüpfens von Beziehungen, welches mit dem Kochtopf-Konzert der 33.000 Demonstrantinnen und Demonstranten bei „Wir haben es satt!“ ohrenbetäubend begann. Dieses enorme Engagement färbte 2018 erstmalig auch auf die bayerische Landeshauptstadt ab. Unter dem Motto „Mia ham’s satt“ gingen 18.000 Menschen für eine Kehrtwende in der Landwirtschaftspolitik auf die Straßen. Um den von Slow Food Deutschland mitgetragenen politischen Protest zu verstetigen, schloss der Herbst mit dem Aktionstag „Good Food Good Farming“ in 19 Ländern und mehr als 63 europäischen Städten! Das sind klare Zeichen, dass ein wachsender Anteil unserer Gesellschaft nicht mehr so weitermachen möchte wie bisher und von den politischen Entscheidungsträgern zunehmend Veränderung einfordert! Das ist großartig und dringend notwendig und manifestierte sich in dem stetigen Tun und vielfältigen Aktionismus innerhalb unserer Regionalgruppen, wofür ich unendlich dankbar bin. Nicht zuletzt zeigte es sich 2018 auch auf dem Terra Madre Salone del Gusto, der größten internationalen Slow-Food-Veranstaltung in Turin, bei der rund 90 deutsche Teilnehmende über die Zukunft des Lebensmittelsystems mitdiskutierten.

Gewachsen sind wir auch innerhalb unserer eigenen Projekte und Netzwerke wie dem unserer Köchinnen und Köche, der Chef Alliance Deutschland. Zehn neue Mitglieder unterstützen uns als Überzeugungstäter und begeistern ihre Gäste mit allen Sinnen von einer ressourcenschonenden und in ihrer Region verankerten Küche. Dabei verarbeiten sie unter anderem Passagiere unserer Arche des Geschmacks, welche 2018 weitere Passagiere an Bord genommen hat und nunmehr 73 Lebensmittel, Nutztierrassen, Gemüse- und Obstsorten vor dem Vergessen bewahrt. Das Projekt wurde jüngst erneut von der UN-Dekade für Biologische Vielfalt als eines der Leuchtturmprojekte für Deutschland ausgewählt.

Und der Nachwuchs? Der ist sehr quirlig und wächst fleißig heran! Die Slow Food Youth Akademie steht in den Startlöchern für die dritte Runde, 2018 wurde ihr Alumni Netzwerk gegründet. Unsere beiden Schulprojekte „Boden Begreifen“ und „Iss Fair-Netzt!“ haben wir mit rund 3.700 erreichten Schülerinnen und Schülern sowie über 300 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren Ende 2018 erfolgreich beendet. Wobei das Ende nur ein vorübergehendes sein soll. Denn die entwickelten Module und Materialien wollen weiter angewendet werden. Vor dem Hintergrund unserer gesellschaftlichen Herausforderungen können wir die Bildung als eine der wirkungsvollsten Stellschrauben, um unser Ernährungssystem umzukrempeln, nicht wichtig genug nehmen.

Auch unsere fachliche Expertise weiten wir bei Slow Food voller Tatendrang und Neugierde aus. 2018 ist uns das vor allem beim Fisch geglückt, dessen Wert und Schutzbedürftigkeit weiterhin zu sehr unter dem Radar vieler Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger sowie Verbraucherinnen und Verbraucher fliegt. Wir sind dabei dies zu ändern und fordern ein umsichtigeres Fischereimanagement als Basis für gewissenhaften Fischkonsum – auch in 2019.

Da ist sie nun, die neue Jahreszahl. Für sie wünsche ich uns allen: Wachsamkeit und Entschlossenheit, Gleichmut und Neugierde sowie ein klein wenig Anfängergeist, um Mut zu haben für neue und zukunftsweisende Entscheidungen und Wege! Möge uns dabei ein solidarisches und vertrauensvolles Miteinander sowie eine konstruktive Streitkultur begleiten!

Im Namen von Slow Food Deutschland e. V. möchte ich mich bei Ihnen für die Zusammenarbeit in diesem Jahr sowie Ihre ideelle und finanzielle Unterstützung unseres Schaffens von Herzen bedanken und Ihnen ein besinnliches Fest und ruhige Feiertage wünschen! Wir freuen uns schon jetzt auf weitere genussfreudige Begegnungen in 2019.

Ihre Ursula Hudson