Rückblick: Besuch beim Quittenprojekt Bergstraße

Warum Projekt, warum Quitten? Diese Fragen beantwortete uns Rainer Stadtler, Initiator und mit Ellen Müller, Träger dieser Initiative.

Als Kind beim Biss in diese hübsche flaumige Frucht vom Geschmack und Mundgefühl abgeschreckt, hat er durch das Quittengelee seiner Oma die einzigartige Aromatik der Quitten lieben gelernt. Als er nach dem Tod der Eltern dann den Hof übernahm wollte er als Nichtbauer auf dem dazugehörigen Acker etwas Nachhaltiges anbauen und pflanzte die ersten Quittenbäume.

Wie Stadtler erzählte, hatte er aus dem Standardwerk von Monika Schirmer 3 Quittensorten ausgewählt und musste dann feststellen, dass die Baumschulen nur Quitte, aber keine Sortenauswahl hatten. Sein Sammelfieber war geweckt. Inzwischen pflegt er auf 14 Teilflächen 700 Bäume in über 60 Sorten. Immer wieder versucht er neue Edelreiser von Quittensorten zu bekommen, von denen noch viele im vorderasiatischen Raum wachsen, woher sie auch ursprünglich herstammen.

Noch vor 100 Jahren fand man die Quitte in den meisten Hausgärten, da man sie aber nicht einfach roh essen kann, sondern erst verarbeiten muss, ist sie heute bei uns selten geworden. 

Deshalb das Projekt, das sich zur Aufgabe gemacht hat, die Sortenvielfalt der Quitten zu erhalten. Das geschieht unter anderem in Zusammenarbeit mit der Stadt Weinheim, die biologische Ausgleichsflächen sowie Ökokontoflächen zur Verfügung stellt, die dann von Rainer Stadtler bewirtschaftet werden.

Nach einem Gang durch eine solche Fläche, bei dem wir den Duft der Quitten erfahren konnten und viel Information über Kultivierung, Wuchs und Pflege bekamen, wurde uns im Hof ihres wunderschönen Hofladens dreierlei selbst gemachte Kuchen von der Quitte, Quittenschorle und Kaffee angeboten. In gemütlicher, sonniger Runde probierten wir auch etliche herzhafte Quittenprodukte, die sie alle selbst handwerklich produzieren. Dafür liegt die kulinarische Verantwortung bei Ellen Müller, die dazu noch viele süße Quittenprodukte, Gelees und Marmeladen in Geschmacksrichtungen von 1001 Nacht bis Quitte-Walnuss herstellt. Es gibt aber auch leckeren Quittensaft und in alkoholischer Form, Quittensecco, Quittenwein und Brand. www.quittenprojekt-bergstrasse.de/onlineshop

Und immer noch suchen die beiden kreativen Köpfe nach neuen Verwendungsmöglichkeiten für ihre Lieblingsfrucht. Beide arbeiten noch Teilzeit in anderen Berufen, um ihr Herzensprojekt finanzieren zu können und gleichzeitig genügend Zeit dafür zu haben.

Herr Stadtler beantwortet in angeregter Gesprächsrunde auch viele Fragen der 18 Teilnehmer zu Geschichte, Verarbeitung, Lagerung und Pflege der Quitten, so dass wir unseren Besuch erst gegen 16 Uhr beendeten. Möglicherweise wurde der ein oder andere Quittenskeptiker an diesem Nachmittag zum Quittenliebhaber und auch die es schon waren, haben ganz neue Seiten an dieser „kleinen Diva“, wie Stadtler sie liebevoll nennt, entdeckt.

Text: Martina Bauder

Fotos: Sebastian Uhl und Martin Vogel