Interview mit dem SF Pfalz Unterstützer Thomas Köster „Dem Wein auf der Spur“

Wir besuchten Thomas Köster in Worms um zu ihm zum 15jährigen Firmenjubiläum zu gratulieren und ihm sehr herzlich für seine nun 11jährige Unterstützung unseres Convivium`s zu danken.

Hier kam es zu folgenden Interview.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Wein und Genussreisen zu organisieren und diese dann mit den Werten von Slow Food zu verbinden?

2006 war ein Beginn mit einem lokalen Weinladen aus ‚Spaß an der Freud‘ für Freunde und eine Weinreise in die Toskana wurde zusammengestellt. Das war der Auslöser – ich habe in Italien gelebt und gearbeitet, vor und während meines Studiums. Einige Zeit war ich auch in Pisa als Koch beschäftigt. Ursprünglich hatte ich ein Studium in Rom geplant, BWL.  Ich habe dann aber zuerst ein Praktikum in Viareggio gemacht (Auslandssemester über ein Erasmusförderprogramm bei einem Reiseveranstalter). Meine Abschlussarbeit in Italien schrieb ich über das Thema „Die touristischen Weinstraßen Italiens“. Mein Studium BWL Touristik habe ich in Worms abgeschlossen.

Später arbeitete ich bei einer Agentur in Mainz, die Weinevents und Weinmarketing betrieben hat. Wein und Italien war aber der Weg, der sich für mich abzeichnete.

2008 folgte dann die Eröffnung meines Betriebs (www.weinspuren.de) mit Weinreisen nach Italien aber auch in Deutschland. Leider waren die Reisen innerhalb Deutschlands nicht sehr nachgefragt.

Die Verknüpfung mit Slow Food war für mich folgerichtig – man denke nur an Slow Wein und den Slow Wine Führer! Ich suche in den von mir besuchten Regionen und angebotenen Reisen immer auch den Kontakt zu lokalen Produzenten z.B. von Wein, Orangen und Pistazien, die den Gedanken von Slow Food mittragen.

Welches Alleinstellungsmerkmal oder welche Besonderheiten außer dem Bezug zu SF zeichnen Deine Reisen aus?

Wir versuchen unsere Reisen so individuell wie möglich zu gestalten. Wir haben eine Gruppengröße von 10 bis maximal 18 Personen. Dabei liegt uns daran, auf den Einzelnen einzugehen, wir sind sehr flexibel. Ein aktuelles Beispiel aus der letzten Toskanareise: Hier konnten wir einen Schweizer Gast glücklich machen, der das Weingut seiner zu Hause getrunkenen Weine endlich persönlich kennenlernen konnte! Das war für mich problemlos auch noch vor Ort zu organisieren, da ich zu vielen Weingütern Kontakt habe. Wichtig finde ich auch, dass wir auf unseren Reisen nicht die klassische Halbpension im Hotel anbieten, was natürlich günstiger wäre, auch bräuchte man abends keinen extra Bus. Wir wollen aber auf unseren Reisen die Vielfalt der Region deutlich machen, indem wir in unterschiedliche Lokale oder auch zum Essen auf das Weingut gehen. Ich arbeite auch mit lokalen Tourguides, die habe ich oft mit meinen Ideen verblüfft!

Als weiteres Beispiel nenne ich meine Zusammenarbeit bei speziellen Reisen bspw. mit Wolfgang Pade, einem deutschen Spitzenkoch (der bei Slow Food und Slow Travel engagiert ist). Zusammen mit ihm veranstalten wir Kochkurse, die die Küche der jeweiligen Region mit ihren lokalen Produkten widerspiegelt.

Welche Pläne gibt es für Reiseangebote, evtl. auch in Zusammenarbeit mit Slow Food Pfalz?

Leider waren wir durch Corona voll ausgebremst. Neu im Programm werden Reisen in die Region der Marken sein, diese Region wollten wir bereits 2020 anbieten. Ich würde gerne mein Programm ausweiten, aber es gilt derzeit noch vorsichtig zu planen. Mit unserem Schwerpunkt Italien hatten wir dort bisher 13 Regionen im Angebot. Ganz aktuell habe ich eine Einladung aus der Region Abruzzen erhalten, eine sehr interessante, aber bei den Deutschen eher unbekannte Region. Es gibt dort kleine, engagierte Weingüter, Familienhotels, und viel Unbekanntes, das es zu entdecken gilt. Auch hier gilt bei mir, kleine, individuelle Gruppen sollen es sein. Große Weingüter, die Hunderttausende von Flaschen exportieren, stehen bei unseren Reisen nicht auf dem Plan.

Bei der Slow Food Messe in Stuttgart waren wir in der Vergangenheit auch vertreten.

Ich würde auch gerne die Idee von Slow Travel aufgreifen und hierfür meine guten Kontakte einbringen und nutzen. Das fände ich auch interessant!

Was bedeutet Slow Food für Dich ganz persönlich? Was war für Dich entscheidend, Slow Food zu unterstützen?

Für mich selbst zählt die Vielfalt der qualitativ hochwertigen Produkte. Mein großer Weinkeller z. B. ist breit sortiert, ich bin nicht festgelegt. Italienische und deutsche Weine lagern dort einträchtig und hinter jeder Flasche steht immer eine Geschichte!

Das Gleiche gilt für mich bei Lebensmittel jeglicher Couleur. Ich esse sehr gerne die Kartoffel Bamberger Hörnchen, dafür gehe ich natürlich zum Markt. Hier gibt es eine Marktfrau, die zig verschiedene Sorten Kartoffeln hat und auch die Unterschiede kennt. Das ist doch toll! Meine Äpfel habe ich im Garten oder kaufe sie dort, wo ich weiß, wie der Apfel gewachsen ist. Das ist mir einfach wichtig. Deshalb ist es mir ebenso wichtig, die Produzenten in ihrem großen Engagement zu unterstützen und bei unseren Reisen zu berücksichtigen und sehe mich deshalb bei Slow Food gut verortet.

Was beeindruckt dich als Nicht-Pfälzer ganz besonders in der Pfalz und was wäre ein Tipp von dir?

Ich muss ehrlich sagen, die Lebensart hier finde ich richtig schön! Dass man sich am Tisch zusammensetzt ohne zu fragen, das finde ich als Norddeutscher schon nett! Auch die Dichte an Lokalitäten ist sehr groß, man hat eine gute Auswahl.

Als Tipp fällt mir spontan der ‚Landgasthof zum Lamm‘ in Gönnheim, ein. Dort gehen wir klassisch zum Gänseessen hin, aber die gesamte Speisekarte ist einladend und auch die Weine. Das Lamm ist familiengeführt, er kocht und sie ist im Service.

In die Weinstube ‚Zur Alten Herberge‘ in Neustadt, zur Inge, gehen wir auch sehr gerne.  In Landau empfehle ich die Weinstube im Frank-Löbschen Haus.

Vielen Dank für das Interview und auch für Deine Zeit!

Das Interview führten Patricia Gropp und Susanne Reinhard, Leitungsteam SF Pfalz im März 2022